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Einführung zu Wildbienen

Bienen sind die wichtigsten heimischen Bestäuber und ihre Vielfalt ist immens.

Bisher wurden weltweit über 20 000 Bienenarten beschrieben, von denen die Westliche Honigbiene (Apis mellifera) lediglich eine einzige Art darstellt. Laufend kommen neue Wildbienenarten hinzu, weshalb von deutlich höheren Zahlen ausgegangen werden kann. Schätzungen variieren meist zwischen 20 000 und 30 000. Der Zuwachs an Artenzahlen ist durch erhöhte Forschungstätigkeiten zu erklären, denn viele Arten wurden bisher schlichtweg noch nicht gefunden.

Die höchste Bienendiversität wird in den gemäßigten Breiten der Nord- und Südhalbkugel erreicht (nicht in den Tropen). Die größten Artenzahlen verzeichnen eher trockene Klimazonen (südwestliche USA, Mittelmeerraum, Naher Osten, Australien und Südafrika), denn Wildbienen mögen es warm und trocken. In Europa beläuft sich die Artenzahl auf ca. 2 000. Österreich weist hierbei mit knapp 700 Arten die höchste Bienendiversität aller mitteleuropäischen Länder auf (siehe Tabelle 1). Dies ist auf das Zusammentreffen unterschiedlicher Klimazonen (ozeanische und kontinentale), die große Höhenamplitude des Landes und die damit einhergehende Bandbreite an Lebensraumtypen zurückzuführen. Allein in Niederösterreich kommen mehr Arten vor als in ganz Deutschland! Doch viele unserer Wildbienen sind stark bedroht, weshalb gezielte Förder- und Schutzmaßnahmen dringlichst forciert werden sollten.

Nicht nur die Artenzahlen zeigen die beeindruckende Diversität unserer Wildbienen. Die Größe variiert von 4 mm (Steppenbiene) bis zu 3 cm (Holzbienen und Hummelköniginnen). Hier zeigt sich ein Gewichtsunterschied um einen Faktor von über 700! Viele Arten sind stark behaart, andere fast kahl. Über 90 % der heimischen Arten leben solitär (= allein) und bilden demnach keine Staaten. Zudem haben etwa ¼ der heimischen Arten parasitische Lebensweisen entwickelt. Eusozial organisierte, also in Staaten lebende, Bienen vervollständigen die vielfältigen Lebensweisen der Bienen. Auch wird der Pollen auf unterschiedliche Weisen transportiert und die Ansprüche an Nahrungs- und Nistplatzressourcen variieren stark.

Die Evolution der Bienen als eigenständige Gruppe innerhalb der Hautflügler (Hymenoptera) begann vor ca. 120 – 140 Mio. Jahren (frühe Kreidezeit). Zwischen Bienen und Blütenpflanzen fand eine Koevolution statt. Gegenseitige Anpassungen führten zur Entstehung neuer ökologischer Nischen und bereiteten so den Weg für die hohen Artenzahlen auf beiden Seiten.

Die Merkmale der Bienen sind:

  • Holometabolie (vollständige Entwicklung mit Puppenstadium)
  • Haploidie (einfacher Chromosomensatz) der Männchen, Diploidie (doppelter Chromosomensatz) der Weibchen
  • 2 Paar häutige Flügel (vorderes ist größer)
  • Flügel in Ruhe über Hinterleib gelegt
  • Vorder- und Hinterflügel durch kleine Hacken verbunden
  • Eine vegetarische Lebensweise und leckend-saugende Mundwerkzeuge
  • Morphologische Vorrichtungen zum Pollentransport (Körbchen, Bauchbürste etc.)
  • Metatarsen sind abgeflacht und verbreitert
  • Wespentaille
  • Vorderbrust erreicht die Flügelschuppen nicht

Bezüglich der Systematik der Bienen existieren verschiedene Ansichten. Hier werden die Bienen als eine Familie (Endung: -idae) mit sechs Unterfamilien (Endung: -inae) mit 40–47 Gattungen (je nach Autor) angesehen. Diese Tabelle von Andreas Müller (nach Paul Westrich) gibt einen Überblick über die Unterfamilien und Gattungen der Bienen – mit einem Klick auf die lateinischen und deutschen Bezeichnungen erfolgt überdies eine Weiterleitung zu einem genaueren Steckbrief der betreffenden Gattungen. Bei den parasitischen Gattungen erfährt man zudem die Wirtsgattungen.

Quellen / Weiterführende Informationen
  • Betz, O. (2014) Entstehung und evolutive Entfaltung der Insekten. In Maier, W. & Werneburg, I. (Hrsg.). Schlüsselereignisse der organismischen Makroevolution. Scidinge Hall Verlag Zürich.
  • Flügel, H.-J. (2013) Blütenökologie – Band 1: Die Partner der Blumen. Magdeburg: VerlagsKG Wolf. 245 S.
  • Orr, M., Hughes, A., Chesters, D., Pickering, J., Zhu,  C.-D., Ascher, J. (2020). Global Patterns and Drivers of Bee Distribution. Current Biology. https://doi.org/10.1016/j.cub.2020.10.053
  • Westrich, P. (2018) Die Wildbienen Deutschlands. Stuttgart: Eugen Ulmer KG.
  • Wiesbauer, H. (2017) Wilde Bienen: Biologie – Lebensraumdynamik am Beispiel Österreich – Artenporträts. Stuttgart: Eugen Ulmer KG.
  • Willmann R. (2003) Phylogenese und System der Insecta. In: Dathe H.H. (Hrsg.): Lehrbuch der Speziellen Zoologie. Band I: Wirbellose Tiere, 5. Teil: Insecta, Spektrum Akademischer Verlag, Gustav Fischer, Heidelberg.

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