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Bestäubungs-Ökologie

Die Bestäubung, also die Übertragung des Pollens auf die Narbe der Blütenpflanzen oder auf die Samenanlage der Bedecktsamer (hier erfolgt Windbestäubung) ist eine Schlüsselfunktion in Ökosystemen und für den Erhalt der Biodiversität hochrelevant. Außerdem ist sie für den Menschen eine bedeutende Ökosystemleistung. Die Bestäubung durch Wind gilt als ursprünglichste Form. Die Nutzung von Pollen und Nektar als Nahrung war ausschlaggebend für eine zum Teil hoch spezialisierte Koevolution zwischen Pflanzen und ihren tierischen Besuchern.  

Das Streben nach Vermehrung ist ein Grundmechanismus lebender Organismen und bedarf bei den Samenpflanzen der Abfolge eine Reihe komplexer Mechanismen. Hierbei dienen die Strukturen der Blüten der Bedecktsamer (und im weiteren Sinne auch der Nacktsamer wie Nadelhölzer) als Sexualorgane. Die Bestäubung selbst kann abiotisch (über Wind oder Wasser) oder biotisch (über Tiere oder mithilfe der Selbstbefruchtung) erfolgen. 

Quelle: Pixabay

Die Ausformung und das bereitgestellte Nahrungsangebot der Blüten entscheidet maßgeblich über die von ihr angezogene Bestäuberfauna. Blütenblätter (oder Kronblätter) unterstützen durch Blütenfarbe und UV-Reflexion die Befruchtung und Bestäubung. Bei insektenbestäubten Pflanzen kann die Farbe der Blüte für die Tiere als Signal wirken (wobei hier für das menschliche Auge nicht sichtbare UV-Reflexionen entscheidend sind) und Nektar und Pollen dient oft als Belohnung für den Blütenbesuch. Bei insektenbestäubten Pflanzen findet also Fremdbestäubung (Xenogamie) statt, manchmal auch in Kombination mit Selbstbestäubung (Autogamie). Ein Beispiel hierfür ist das Schneeglöckchen, das oft bereits sehr zeitig im Jahr blüht. Werden dessen Blüten nicht fremdbestäubt, so erfolgt vor dem Verblühen die Selbstbestäubung. Entscheiden ist bei der Bestäubung durch Tiere der Transport des Pollens von einer Blüte zur nächsten. Dies kann durch Käfer erfolgen (wobei die Blüten hier eher freiliegenden Nektar anbieten) oder auch durch Bienen und Wildbienen, deren Mundwerkzeuge auch halb-verborgenen oder unter Umständen auch verborgenen Nektar erreichen können. 

Quelle: Pixabay

Warum ist Bestäubung so wichtig?

Bestäubung ist eine Schlüsselfunktion in Ökosystemen und eng mit der Diversität von Organismen auf anderen trophischen  (also auf anderen Positionen innerhalb der Nahrungskette befindlichen) Ebenen verknüpft. Am direktesten scheint es die Diversität von Pflanzen zu sein, die von Bestäubung abhängig ist – aber auch Tiere die Pflanzenteile, Früchte oder Samen als Nahrung benötigen, sind auf sie angewiesen. Auf einer noch höheren trophischen Stufe sind schlussendlich auch räuberische Tiere, Parasiten und Parasitoide von Bestäubung abhängig, da ihre Beute oder ihre Wirte ohne Pflanzen keine Lebensgrundlage hätten. Der Verlust einer Spezies kann also direkt die Abundanz einer anderen beeinflussen. 

Aus anthropozentrischer Sicht benötigen viele Kulturpflanzen Bestäuber, um gegenseitige Befruchtung und damit genetische Vielfalt zu garantieren. Dies wiederum sichert oder unterstützt zumindest oftmals die Fruchtbildung, aber auch die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen z. B. Schädlingen gegenüber. Bestäubung ist für den Menschen also eine Ökosystemleistung.

Fast alle globalen Ökosysteme sind von der Bestäubungsleistung der Bienen, Wildbienen, sowie anderer Insekten und Tiere, direkt abhängig und die Zerschneidung von Lebensräumen, der Einsatz von Pestiziden und eingeführte Schädlinge und Neophyten (LINK) bedrohen die Vielfalt der Bestäuber. Da weltweit ein Rückgang der bestäubenden Insekten, deren weltweite Biomasse sie zu den mit Abstand wichtigsten Bestäubern macht, zu beobachten ist, steht dieses seit Jahrmillionen gut abgestimmte System auf der Kippe. 

Extensiv bewirtschaftete landwirtschaftliche Flächen, die auch als Verbindung zwischen den umgebenden natürlichen Habitaten dienen können, tragen zum Erhalt der Wildbienen und vieler anderer Insekten bei. Die Sicherstellung einer funktionierenden, natürlichen Umwelt wiederum verhindert eine verminderte Bestäubungsleistung und damit einhergehende Ertragsverluste.

Der Schutz der Umwelt ist zugleich der Schutz der für das menschliche Überleben notwendigen Nahrungsressourcen. 

Quellen / Weiterführende Informationen

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